Skull & Bones - Test / Review

Vom Wrack zum Herrscher der Meere?

Test Video Joel Kogler getestet auf Xbox Series X/S

Wenn Publisher Ubisoft eines kann, dann ist es, grosse offene Welten voller meist extrem repetitiver Aufgaben und einer hübschen Grafik auf euren Bildschirm zu bringen. Neue Ideen sind hier grundsätzlich nicht erwünscht, stattdessen setzt man auf bewährte, getestete Formeln, die eine möglichst breite Masse an Spielern abholen sollen. Dadurch hat sich Ubisoft über die Jahre hin den Ruf des Fast Foods unter den Videospielen verdient. Trotzdem schaffen es "Assassin’s Creed", "Far Cry" und die Tom-Clancy-Titel alle paar Ableger, mit schierer Masse zu überzeugen.

Was kann also schiefgehen, wenn man das Grundgerüst aus "Assassin’s Creed: Black Flag" und dessen oft vergessenen Nachfolger "Assassin’s Creed Rogue" nimmt und die allseits beliebten Schiffskämpfe als PvP-Arena aufgleist? Offenbar eine ganze Menge, denn von dieser ersten Idee für "Skull & Bones" ist heute kaum noch etwas übrig. Ganze zehn Jahre wurde an dem Spiel gearbeitet, wobei sich das Grundkonzept und die kreative Idee dahinter immer wieder wandelten und man versuchte, sich an aktuelle Trends anzupassen.

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Eine plausible Theorie hinter der beeindruckenden Ausdauer dieses anscheinend zum Misserfolg bestimmten Titels ist, dass Ubisoft einen Finanzierungs-Deal mit der Regierung von Singapur, wo das für das Spiel verantwortliche Studio beheimatet ist, gemacht hat. Dieser Deal verpflichtet Ubisoft dazu - so das Gerücht -, ein Spiel herauszubringen und eventuell sogar über längere Zeit zu unterstützen.

Möglicherweise ist das der Grund, warum wir jetzt "Skull & Bones" endlich selber spielen können und hoffentlich unsere kühnsten Piratenträume wahrwerden.

Vom Wrack zum Herrscher der Meere

Im Zentrum von "Skull & Bones" steht die Idee, euch eure eigene Piratenlegende erleben zu lassen. Doch einfach wird die Reise nicht. Euer Schiff wird nämlich gleich zu Beginn in einer grossen Schlacht versenkt, und ihr kommt nur knapp mit dem Leben davon. Auf einem kleinen Boot müsst ihr jetzt um das nackte Überleben kämpfen und euch gegen Haie und Krokodile zur Wehr setzen. Danach sammelt ihr erst mal Treibholz, Nägel und andere Rohstoffe, um euch Stück für Stück aufzurüsten.

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Schliesslich schafft ihr es zum Piratenüaradies Saint-Anne, wo ihr euer erstes Schiff bauen könnt. Aus den insgesamt neun Schiffen (zehn, wenn ihr das Fischerboot dazuzählt) könnt ihr aber jeweils nur ein, zwei Modelle wirklich benutzen. Das liegt einerseits daran, dass die Schiffe in strikt sequenzieller Reihenfolge freigeschaltet werden, andererseits aber auch daran, dass die späteren Exemplare weiter aufgerüstet werden können als frühere. Das heisst, nach der Hauptstory finden sich aktuell alle Spieler auf den gleichen zwei Schiffen wieder.

Rollenspielpotenzial verschenkt "Skull & Bones" aber leider auch in der Handlung selbst, denn Ubisoft stellt euch hier eine Sandbox hin, die Abseits von Tutorialmissionen so gut wie gar keinen roten Faden aufweist. Ja, die Piratenlegenden der beiden Hauptquartiere geben euch Kontext für die sehr repetitiven Missionen, auf die sie euch schicken, die erzählte Geschichte und der Dialog sind aber so miserabel, dass ihr tatsächlich mehr Spass habt, wenn ihr euch auf eigene Faust in die Welt stürzt.

Rollenspiel aus Einheitsguss

Das Problem, das sich bereits bei den Schiffen abzeichnet, zieht sich leider durch das ganze Spiel. "Skull & Bones" möchte sich zwar nach aussen als MMOG mit Rollenspiel-Elementen geben und verpasst demnach den Schiffen sogar eigene Klassen und passive Boni. Dadurch, dass der sehr überschaubare Inhalt aber so extrem an die Spielerstufe geknüpft ist, bieten sich auf dem rund 30-stündigen Weg zum Endgame kaum echte Optionen, sich kreativ mit den Spielsystemen auseinanderzusetzen.

Das Interessanteste, das wir während unseres Tests erlebt haben, sind Spieler, die dank Reparaturwaffen als Support agieren. Ansonsten haben weder die Ausrüstung noch die Wahl des Schiffs einen spürbaren Einfluss auf das Spielgeschehen.

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Trotzdem macht "Skull & Bones" im Kern Spass, denn die Seeschlachten haben sich seit "Assassin’s Creed Rogue" abgesehen von sehr oberflächlichen Statuseffekten nicht weiterentwickelt, sind aber trotzdem immer noch unterhaltsam. Besonders im Koop oder PvP mit anderen Spielern entfaltet "Skull & Bones" durchaus Potenzial. Da sich gegen Ende hin die Technologie-Bäume der Schiffswaffen immer weiter öffnen, habt ihr später auch die Möglichkeit, tatsächliche Entscheidungen bei der Wahl eurer Waffen und eures Loadouts zu treffen. Wenn ihr dann Synergien nutzt und beispielsweise einen Gegner mit Kettenkugeln zunächst lahmlegt, um ihn dann mit Feuergeschossen aus der Ferne in Brand zu setzen, feuert "Skull & Bones" aus allen Rohren.

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